Solar- und Windenergie
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Customer Story: BayWa r.e.

9. Oktober 2024

Julian Gerstner von BayWa r.e. spricht über seine Erfahrungen über einen erfolgreichen Betrieb von Batteriespeichern. Julian leitet Speicherprojekte im Netzmaßstab und erklärt, warum Unternehmen "BESS denken" müssen, um die Energiewende voranzutreiben.

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von TWAICE
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TWAICE hat mir geholfen, mehr darüber zu erfahren: Artikel hier lesen:

www.twaice.com/article/

#ThinkTwaice

Wie Betreiber Batteriespeicher zum Erfolg führen

Ein Interview mit Julian Gerstner, Leiter des Bereichs Speicher bei BayWa r.e.

Lesen Sie weiter und finden Sie es heraus:

  • Warum und wie Julian in das BESS-Geschäft eingestiegen ist
  • Seine größten Herausforderungen
  • Warum die BayWa r.e. in die Batterieanalytik einsteigen wollte
  • Was er als die wichtigsten Trends für die Zukunft sieht

Julian, Du hast einen technischen Hintergrund. Wie bist Du in der Batterieindustrie gelandet?

Während meines Bachelor- und Masterstudiums der erneuerbaren Energien habe ich mich auf Energiespeichertechnologien konzentriert. Warum? Weil ich aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht davon überzeugt war, dass eine Energiewende nur mit funktionierenden und bezahlbaren Speichertechnologien möglich ist.

Als ich vor neun Jahren meine berufliche Laufbahn begann, wollte ich mir im BESS-Sektor für Versorgungsunternehmen einen Namen machen. Ich wollte einen Beitrag zur globalen Energiewende leisten, und zwar nicht auf der Seite der "Produktion", sondern auf der Seite der "Flexibilität". Damals gab es eine Menge PV- und Windkraftentwickler. Mit einem Fokus auf Energiespeicherung konnte ich mir ein professionelles Alleinstellungsmerkmal schaffen.

Vor allem aber wollte ich nicht bei der Technik stehen bleiben. Ich habe Kenntnisse in den Bereichen Projektentwicklung und -management, Energiemärkte und -wirtschaft sowie Batteriehandel erworben.

 

Als Leiter des Bereichs Speicher bei BayWa r.e. bist Du für Speicherprojekte im Netzmaßstab verantwortlich. Was sind die wichtigsten Aufgaben in Deiner Funktion?

Ich beaufsichtige das gesamte BESS-Geschäft in Europa und APAC. Ich bin für die Strategie und den Markteintritt verantwortlich und leite ein Team von BESS-Experten von der Entwicklung bis zum Betrieb.

Zusammen mit den lokalen Einheiten erarbeite ich die Geschäftspläne, die Entwicklungsziele und Zeitpläne sowie die Teamzusammenstellung und Wachstumspläne.

 

Batterien spielen in eurem Geschäft eine entscheidende Rolle, und BayWa r.e. hat vor einigen Jahren seine ersten BESS-Projekte gestartet. Kannst Du uns ein paar Erkenntnisse mitteilen, die Du im Laufe der Jahre gewonnen hast?

Die Batteriespeicherung ist neben Wind und Photovoltaik eine wichtige Säule unseres Geschäfts.

Der größte Lernprozess für ein Unternehmen, das seine Wurzeln im Bereich der erneuerbaren Energien hat, besteht darin, zu akzeptieren, dass BESS ein völlig anderes Geschäftsmodell ist. Es hat andere Risikoprofile und andere Abnahmestrukturen. Viele Entwickler von erneuerbaren Energien zögern noch immer, "BESS" zu denken, weil sie Angst vor dem Business Case haben. Schlimmer noch, einige glauben immer noch, dass die Energiespeicherung - insbesondere BESS - kein solides wirtschaftliches Geschäftsmodell ist. Dies liegt oft daran, dass es ihnen an internen Experten fehlt, die den Aufbau von Kapazitäten im Unternehmen übernehmen können.

Die Herausforderung für diese Unternehmen besteht darin, zu akzeptieren, dass die goldenen Zeiten der Einspeisevergütung (FiT), der Einspeiseprämie (FiP) oder interessanter Differenzverträge irgendwann auslaufen werden. Dann wird ein ernsthafter Marktwettbewerb einsetzen. Die Entwickler erneuerbarer Energien müssen akzeptieren, dass sie sich mit der neuen Realität auseinandersetzen müssen, und sie müssen ihr Wissen über die Energiemärkte, den Day-Ahead-Markt, den Intraday-Handel und den kontinuierlichen Intraday-Handel sowie über zusätzliche Einnahmequellen wie Hilfsdienste erweitern. Dies sind Begriffe, mit denen sich ein traditioneller Entwickler von erneuerbaren Energien in den letzten 15-20 Jahren vielleicht nicht beschäftigt hat. Dies ist die größte Herausforderung. Es bedeutet eine große Veränderung der Unternehmensphilosophie und -organisation. Es ist nach wie vor schwierig, die richtigen Leute zu finden, die diesen Wandel unterstützen. Mitarbeiter mit Erfahrung in den Bereichen Energiemärkte, -handel, -speicherung und dergleichen sind rar. Vor einem Jahrzehnt haben sich nur sehr wenige Menschen für diese Richtung entschieden.

 

Die Arbeit mit Batterien kann sehr komplex sein. Was sind die Herausforderungen, mit denen Du am meisten zu kämpfen hast?

Der Trend zu Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) in stationären Systemen ist eindeutig. Aus betrieblicher Sicht ist jedoch die Schätzung des Ladezustands (State of Charge, SoC) für LFP-Systeme aufgrund der flachen Spannungskurve von LFP-Batterien eine große Herausforderung. Plötzliche SoC-Absenkungen sind die Realität, was einen angemessenen Handel, auch bekannt als Monetarisierung, von BESS schwierig macht.

Darüber hinaus gab es bei fast allen BESS-Projekten, an denen ich gearbeitet habe oder die mir bekannt sind, Probleme aufgrund fehlerhafter Software-Updates für das Batteriemanagementsystem und/oder aufgrund von Softwarefehlern auf der Ebene des Energiemanagementsystems. Auch Ausfälle bei der Datenübertragung oder fehlerhafte Schnittstellen führen zu Störungen im Betrieb.

Ich habe bei meinen Projekten noch keine ernsthaften Ausfälle oder Qualitätsprobleme mit den Batterien selbst erlebt.

Auf der Nicht-BESS-Seite besteht die größte Herausforderung darin, erfahrene E&C-Anbieter (Engineering & Construction) zu finden. Sie müssen das BESS-Projekt nach hohen Qualitätsstandards durchführen. Es gibt zwar immer mehr Anbieter auf dem Markt, aber immer noch nicht genug. Viele Projekte befinden sich in einem Stadium, in dem sie "baureif" sind.

Und schließlich ist die Projektfinanzierung oft eine Herausforderung, weil die Banken nicht viel Erfahrung mit dem Handelsrisiko von BESS haben und an langfristige Verträge wie FiT für PV- oder Windkraftanlagen gewöhnt sind. Auch die Banken müssen einen Paradigmenwechsel vollziehen.

 

Welches sind die wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren, die die Rentabilität eurer langfristigen BESS-Projekte beeinflussen?

 Es gibt vier wesentliche Dinge:

  • Niedrige Investitionsausgaben und Betriebskosten,
  • Ein gut gestalteter Batterie-Abnahmevertrag (auch Optimierungsvertrag genannt),
  • Hohe technische Verfügbarkeit: Die richtige Planung der geplanten Ausfallzeiten bedeutet, dass man Ausfallzeiten in Zeiten hoher Marktpreise auf dem DA- (Day Ahead), ID- (Intraday) und Frequenznebenleistungsmarkt vermeidet,
  • Hochwertige BESS-Produkte mit geringen unerwarteten Ausfallzeiten und, im Falle einer Betriebsunterbrechung, einer schnellen Lieferkette.

  

Warum habt ihr euch für die Einführung von Batterieanalytik entschieden?

Batterieanalytik hilft uns, unser System während des Betriebs zu überwachen, zu verfolgen, ob das BESS gut funktioniert, und mögliche Risikosituationen zu vermeiden. Sie hilft uns, die Lebensdauer des BESS zu verlängern und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Durch die Durchführung von prädiktiven Wartungsarbeiten können wir ungeplante Ausfallzeiten vermeiden.

Mit der Batterieanalytik können wir unser BESS im Betrieb besser verstehen, auch wenn wir (noch) keine Armada von BESS-Betriebs- und Datenanalyseexperten an Bord haben. Wir können leicht verstehen, ob alles im BESS so funktioniert, wie es sollte. Letztendlich bedeutet die Verwendung von TWAICE-Analysen, dass unser Team in der Lage ist, bessere BESS-Betriebsexperten zu werden.

Die Batterieanalytik hilft uns auch im Falle einer Reklamation wegen mangelnder Leistung. Wir können die Daten nutzen und haben ein größeres Druckmittel gegenüber den Lieferanten/OEMs, um unsere Schadensersatzansprüche geltend zu machen.

Schließlich hoffen wir, in Zukunft bessere Versicherungsbedingungen zu erhalten, da wir nachweisen können, dass wir der Betriebssicherheit unserer BESS große Aufmerksamkeit schenken.

 

Welche Rolle spielt die prädiktive Batterieanalytik bei der Verlängerung der Lebensdauer eurer BESS-Systeme und der Verringerung des Risikos für euren Betrieb?

Mit der automatischen (prädiktiven) 24/7-Überwachung unserer Anlagen stellen wir sicher, dass wir nicht in ernste Probleme mit dem BESS geraten (z. B. thermal runaway, Zellenausfall). Wir können frühzeitig handeln, um Probleme zu vermeiden, anstatt gezwungen zu sein, zu reagieren. All dies trägt dazu bei, die Lebensdauer des BESS zu verlängern, und sorgt dafür, dass der Business Case positiv bleibt.

 

Wie hilft euch TWAICE konkret?

TWAICE hat uns aufgrund seiner Erfolgsbilanz bei den betreuten Projekten überzeugt. Die Benutzerfreundlichkeit des Produkts war ein weiterer Pluspunkt. TWAICE unterstützte unser O&M-Team auch bei der Definition der notwendigen Schnittstellen, Infrastruktur und Protokolle, damit wir die Software richtig nutzen konnten. Darüber hinaus ist unser Key Account Manager bei TWAICE hervorragend und sehr reaktionsschnell!

In einem langen Bewertungsprozess haben wir verschiedene Analyseanbieter verglichen und sind zu dem Schluss gekommen, dass TWAICE für den Betrieb unserer BESS-Anlagen sehr gut geeignet ist.

Darüber hinaus bietet TWAICE eine Reihe von Produkten an. Zum Beispiel bietet der Digital Commissioning Support bereits während der Projektdurchführung und weit vor dem Betrieb einen Mehrwert.

Die TWAICE-Software und die Dashboards ermöglichen es auch unseren Kollegen von IPP, die für den Besitz und den Betrieb der Anlagen zuständig sind, unsere Lagerflotte mit minimalem Aufwand ordnungsgemäß zu überwachen.  

 

Was würdest Du im Bereich der Energiespeicherung gerne ändern?

Ich würde gerne sehen, dass mehr europäische Batteriehersteller erfolgreich sind. Das würde eine größere regionale Diversifizierung in der Lieferkette ermöglichen.

Was den Markt betrifft, hoffe ich, dass mehr Länder günstige Marktbedingungen schaffen, damit BESS wirtschaftlich tragfähig werden. Energiespeicher - insbesondere BESS - sind für die Energiewende unverzichtbar.

 

Wie wird sich das Geschäft mit der Energiespeicherung Deiner Meinung nach in Zukunft entwickeln? Auf welche Trends bist Du gespannt?

Ich freue mich darauf, dass andere Technologien als die Lithium-Ionen-Technologie an Bedeutung gewinnen. In erster Linie hoffe ich, dass ich bald mein erstes Natrium-Ionen-BESS entwickeln und bauen kann. Ich freue mich auch darauf, in die Langzeit-Energiespeicherung (>10 h) einzusteigen. Erste Länder haben begonnen, sich nach LDES (Long Duration Energy Storage) umzusehen, die ein weiteres Puzzlestück für die Energiewende darstellen. Ich bin davon überzeugt, dass LDES in der Zukunft eine große Rolle spielen werden, aber ich bin immer noch gespannt, welche Technologie diesen Markt dominieren wird.

Über BayWa r.e.

Maßstäbe setzen - heute und morgen

Bei BayWa r.e. denken wir Energie - wie sie produziert, gespeichert und am besten genutzt werden kann, um den globalen Übergang zu erneuerbaren Energien zu ermöglichen, der für die Zukunft unseres Planeten unerlässlich ist.  

Mit Sitz in 34 Ländern und einem Umsatz von fast 5,8 Milliarden Euro ist BayWa r.e. ein weltweit führender Entwickler, Dienstleister, Verteiler und Anbieter von Energielösungen im Bereich der erneuerbaren Energien und gestaltet aktiv die Zukunft der Energie.    

Die BayWa r.e. bietet ganzheitliche Projektlösungen, laufende Betriebsführung und ist ein unabhängiger Stromerzeuger mit einem expandierenden Energiehandelsgeschäft. Mit Innovation, Kreativität und Fachwissen haben wir mehr als 6 GW erneuerbare Energien erfolgreich ans Netz gebracht und verwalten über 10,5 GW an Anlagen.  

BayWa r.e. arbeitet mit Unternehmen und Organisationen auf der ganzen Welt zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien anzubieten, die den CO2-Fußabdruck reduzieren und die Energiekosten senken.

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